Was ist ADHS?
- Ida Kranz
- 13. Dez. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die sowohl Kinder als auch Erwachsenen betrifft. Sie manifestiert sich dabei insbesonder in Schwierigkeiten in den Bereichen Aufmerksamkeit, Impulskontrolle und Hyperaktivität. Allerdings ist ADHS mehr als nur eine "Zappeligkeit" oder "Konzentrationsschwäche". Es handelt sich um ein komplexes Phänomen, das tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen haben kann.

Was ist ADHS?
Ursachen und Entstehung
Die Ursachen von ADHS sind vielschichtig und lassen sich nicht auf eine einzige Ursache zurückführen. Es wird angenommen, dass genetische Faktoren eine wesentliche Rolle spielen. Studien belegen, dass ADHS innerhalb von Familien gehäuft vorkommt. Des Weiteren können Umweltfaktoren wie Stress während der Schwangerschaft, Frühgeburten sowie neurobiologische Besonderheiten das Risiko einer ADHS erhöhen.
Im Gehirn vom Menschen mit ADHS lassen sich Unterschiede in der Aktivierung bestimmter Bereiche feststellen, insbesondere in jenen, die für Aufmerksamkeit, Planung und Impulskontrolle zuständig sind. In diesem Kontext sind insbesondere die Neurotransmitter Dopamin und Noradrenalin von entscheidender Bedeutung.
Symptome von ADHS
Die Symptome von ADHS werden in drei Hauptkategorien unterteilt, wobei sich diese wie folgt äußern können:
Unaufmerksamkeit:
Du liest einen Absatz in einem Buch oder Bericht, aber am Ende merkst Du, dass Du Dich nicht an den Inhalt erinner kannst.
Es passiet Dir häufig, dass Du Termine oder wichtige Verabredungen vergisst, obwohl Du sie Dir aufgeschrieben und gerade noch daran gedacht hast.
Deine Gedanken schweifen in Meetings oder Gesprächen ab, und Du kannst Dich nur schwer darauf konzentrieren, was gesagt wird.
Hyperaktivität:
Du wippst ständig mit dem Bein, spielst mit Gegenständen oder kannst nicht still sitzen – selbst in ruhigen Situationen wie im Kino oder bei Besprechungen.
Du fühlst Dich oft überdreht, als ob Du einen ständigen inneren "Motor" hast, der Dich antreibt.
Du redest häufig schneller oder länger, als es die Situation erfordert, und merkst erst später, dass andere vielleicht überfordert sind.
Impulsivität:
Du unterbrichst andere oft in Gesprächen, weil Du die Idee, die Dir gerade gekommen ist, sofort mitteilen möchtest.
Du triffst schnelle Entscheidungen, z.B. spontan teure Einkäufe, die Du später bereust.
Es passiert Dir, dass Du auf plötzliche Gefühlsimpulse reagierst – etwa Wut oder Freude – ohne vorher darüber nachzudenken, wie andere das auffassen könnten.
Die Symptomatik ist bei den Betroffenen unterschiedlich stark ausgeprägt und umfasst nicht alle potenziell möglichen Symptome. Des Weiteren ist zu beobachten, dass sich die Symptome im Verlauf des Lebens positiv wie negativ verändern können
ADHS bei Erwachsenen
Die Annahme, dass ADHS eine "Kinderkrankheit" sei, ist weit verbreitet. Allerdings zeigen sich die Symptome bei vielen Betroffenen auch im Erwachsenenalter. Erwachsene mit ADHS sehen sich potenziellen Schwierigkeiten im Studium, im Berufsleben, in zwischenmenschlichen Beziehungen sowie im Alltag gegenüber.
Die Betroffenen neigen dazu, Aufgaben aufzuschieben und nicht zu Ende zu bringen (Prokrastination). Zudem fällt es ihnen schwer, Entscheidungen zu treffen, ohne dabei von ihren Emotionen beeinflusst zu werden. Auch im Hinblick auf das Zeitmanagement und die Strukturierung des Alltags zeigen sie Schwierigkeiten.
ADHS-Diagnostik
Die Diagnose einer ADHS stellt einen komplexen Prozess dar, welcher durch Fachleute, Ärztinnen oder Psychotherapeuten durchgeführt wird. Zu den Unterschungsmethoden zählen umfassende biografische Anamnesegespräche, Fragebögen, neuropsychologische Test und sowie in einigen Fällen Interviews mit Angehörigen. Es ist von entscheidender Bedeutung, andere potenzielle Ursachen für die Symptome auszuschließen.
Behandlung und Umgang mit ADHS
ADHS ist nicht "heilbar", jedoch kann die Symptomatik durch eine geeignete multimodale Versorgung effektiv gelindert werden.
Medikamentöse Therapie: Stimulanzien wie Methylphenidat können dazu beitragen, die Neurotransmitterbalance zu optimieren.
Psychotherapie: Verhaltenstherapeutische Ansätze zielen darauf ab, Betroffene bei der Entwicklung von Strategien zur Selbstorganisation und Impulskontrolle zu unterstützen.
Coaching & Training: Die spezifische Ausrichtung des Coachings auf die Bedürfnisse von Menschen mit ADHS ermöglicht die Bewältigung individueller Herausforderungen im Alltag.
Selbsthilfe: Der Austausch mit anderen Betroffenen stellt eine wesentliche Säule in der Bewältigung der Erkrankung dar. Neben der emotionalen Unterstützung, die in dieser Form des Austausches erfahren wird, können auch praxisnahe Tipps ausgetauscht werden.
Die Psychoedukation stellt einen zentralen Bestandteil der Versorgung dar. Sie unterstützt Betroffene und ihre Familien dabei, ADHS besser zu verstehen. Durch das erworbene Wissen über die Ursachen, Symptome und mögliche Bewältigungsstrategien sind Betroffene in der Lage, aktiv an ihrer Behandlung mitzuwirken. Zudem eröffnet sich für sie die Möglichkeit, eine neue Perspektive auf ihre Stärken und Herausforderungen zu gewinnen.
ADHS: Herausforderung oder Chance?
Obgleich die Diagnose ADHS mit Herausforderungen einhergeht, verfügen zahlreiche Betroffene über einzigartige Stärken, zu denen insbesondere
Kreativität,
Innovationsgeist sowie
eine ausgeprägte Problemlösungskompetenz zählen.
Unter Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse und unter Einbezug geeigneter Maßnahmen kann eine positive Nutzung der Potenziale erfolgen, wodurch ein erfülltes und erfolgreiches Leben ermöglicht wird.
ADHS ist eine vielseitige Störung, deren Verständnis oft erschwert ist. Mit geeigneten Maßnahmen wie Aufklärung, Diagnostik und individueller Unterstützung kann jedoch ein positiver Umgang mit ADHS gelingen.
Bei ADHS.care stehen wir an Ihrer Seite, um diesen Weg gemeinsam zu gehen.
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